Planetare Grenzen

Visuelle Darstellung, in welchem Umfang die planetaren Grenzen aktuell ausgeschöpft oder überschritten sind (nach Will Steffen et al., 2015, Linn Persson et al., 2022 und Wang-Erlandsson et al. 2022)[1]

Planetare Grenzen[2][3] (auch planetarische Grenzen[4][5][6] oder Belastungsgrenzen der Erde[7]; englisch planetary boundaries) sind ökologische Grenzen der Erde, deren Überschreitung die Stabilität des Ökosystems der Erde und damit das Vorankommen der Menschheit gefährdet. Derzeit werden zumeist neun planetare Grenzen diskutiert, die einen sicheren Handlungsspielraum für die Menschheit festlegen sollen, von denen mehrere jedoch bereits überschritten sind. Im April 2022 deutete eine Neubewertung bspw. auf eine Überschreitung der Grenze für Süßwasser.[8][9]

Das Konzept der planetaren Grenzen reiht sich in die Zukunftsszenarien bezüglich der globalen Umweltveränderungen ein. Es wurde ursprünglich von einer 28-köpfigen Gruppe von Erdsystem- und Umweltwissenschaftlern unter Leitung von Johan Rockström (Stockholm Resilience Centre) entwickelt und 2009 erstmals veröffentlicht.[10][11] Zu den Verfassern gehören unter anderem Will Steffen (Australian National University), Hans-Joachim Schellnhuber (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) und der Nobelpreisträger Paul Crutzen.[12]

Die Einhaltung planetarer Grenzen wurde in Teilen bereits von der internationalen Klimapolitik als Ziel übernommen, z. B. bei der Zwei-Grad-Klimaschutzleitplanke, um einen Zivilisationskollaps zu verhindern. Es liegt auch dem Hauptgutachten des WBGU von 2011 mit dem Titel Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation zugrunde[13] und ist zur Grundlage des Konzepts der Planetary Health geworden.[14]

Zusammen mit dem gesellschaftlich notwendigen Fundament (social foundation)[15] bilden die planetaren Grenzen den Kern des von Kate Raworth um 2017 entwickelten Konzepts der Donut-Ökonomie. Rockström selbst erweiterte die planetaren Grenzen 2023 mit weiteren Autoren zu den sogenannten „Erdsystemgrenzen“ (earth-system boundaries), die sämtliche Kriterien für eine speziesübergreifende Generationen- und Klimagerechtigkeit umfassen sollen.[16]

  1. Will Steffen et al.: Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet. In: Science. Band 347, Nr. 6223, 2015, doi:10.1126/science.1259855 (englisch).
  2. Dieter Gerten, Hans Joachim Schellnhuber: Planetare Grenzen, globale Entwicklung. In: Udo E. Simonis et al. (Hrsg.): Jahrbuch Ökologie 2016. Hirzel, 2015, S. 11–19.
  3. Vier von neun „planetaren Grenzen“ bereits überschritten. Pressemitteilung, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung vom 16. Januar 2015.
  4. Christoph Streissler: Planetarische Grenzen – ein brauchbares Konzept? (PDF; 86 kB). Wirtschaft und Gesellschaft, 42. Jahrgang (2016), Heft 2, S. 325–338.
  5. Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU): Umweltgutachten 2012. Verantwortung in einer begrenzten Welt. (PDF; 6 MB). Juni 2012. S. 41 f.
  6. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU): Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Hauptgutachten 2011. (PDF; 5 MB). 2. veränderte Auflage, ISBN 978-3-936191-38-7, Berlin 2011, S. 66, abgerufen am 19. Januar 2020.
  7. Ressourcen. Menschheit treibt Natur über Belastungsgrenzen. Der Spiegel vom 15. Januar 2015.
  8. Planetare Grenze für Süßwasser überschritten. In: Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen. 28. April 2022, abgerufen am 29. April 2022 (deutsch).
  9. Wang-Erlandsson, L., Tobian, A., van der Ent, R. J., Fetzer, I., te Wierik, S., Porkka, M., … & Rockström, J. (2022). A planetary boundary for green water. Nature Reviews Earth & Environment. doi:10.1038/s43017-022-00287-8
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  12. Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Planetarische Grenzen: Ein sicherer Handlungsraum für die Menschheit. Pressemitteilung vom 23. September 2009, abgerufen am 17. Februar 2013.@1@2Vorlage:Toter Link/www.pik-potsdam.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven)
  13. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU): Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Hauptgutachten 2011. (PDF; 5 MB). 2. veränderte Auflage, ISBN 978-3-936191-38-7, Berlin 2011, S. 34, abgerufen am 19. Januar 2020.
  14. Alessandro R. Demaio, Johan Rockström: Human and planetary health: towards a common language. (PDF; 420 kB). In: The Lancet. Band 386, Nr. 10007 (2015), S. 1917–2028.
  15. Jonathan Barth: Wirtschaftswachstum war gestern – Donut ist heute. In: Böll.de. 26. Juni 2018, abgerufen am 2. Februar 2021.
  16. Johan Rockström, Joyeeta Gupta, Dahe Qin, Steven J. Lade, Jesse F. Abrams, Lauren S. Andersen, David I. Armstrong McKay, Xuemei Bai, Govindasamy Bala, Stuart E. Bunn, Daniel Ciobanu, Fabrice DeClerck, Kristie Ebi, Lauren Gifford, Christopher Gordon, Syezlin Hasan, Norichika Kanie, Timothy M. Lenton, Sina Loriani, Diana M. Liverman, Awaz Mohamed, Nebojsa Nakicenovic, David Obura, Daniel Ospina, Klaudia Prodani, Crelis Rammelt, Boris Sakschewski, Joeri Scholtens, Ben Stewart-Koster, Thejna Tharammal, Detlef van Vuuren, Peter H. Verburg, Ricarda Winkelmann, Caroline Zimm, Elena M. Bennett, Stefan Bringezu, Wendy Broadgate, Pamela A. Green, Lei Huang, Lisa Jacobson, Christopher Ndehedehe, Simona Pedde, Juan Rocha, Marten Scheffer, Lena Schulte-Uebbing, Wim de Vries, Cunde Xiao, Chi Xu, Xinwu Xu, Noelia Zafra-Calvo, Xin Zhang: Safe and just Earth system boundaries. In: Nature. 31. Mai 2023, ISSN 0028-0836, doi:10.1038/s41586-023-06083-8 (nature.com [abgerufen am 4. Juni 2023]).

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